Tatort Fanpage
Infos zu den Folgen, Ermittlern & Schauspielern uvm. der beliebtesten Kriminalreihe im TV

Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Interview mit Schauspieler Harald Krassnitzer
zur Tatort-Folge "Angezählt"

Beruht dieser Tatort auf einem realen Fall?

Es gibt als Vorlage ein Protokoll darüber, dass eine illegale Prostituierte sich über den Notruf meldet und die Polizisten dann angeblich Ohrenzeugen werden, wie die Frau aus dem Auto geworfen wird. Eine weitere Geschichte ist, dass man, wie ich glaube, vor ungefähr einem Jahr die Leichen von zwei illegalen Prostituierten am Stadtrand von Wien gefunden hat, die verbrannt worden waren. Lange Zeit konnte man sie nicht einmal identifizieren. Das ist die grausame Faktenlage.

Was könnte man besser machen im Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution ...

Wenn ich das wüsste. Ich glaube, dass es in erster Linie um eine massivere Polizei-Präsenz geht sowie um erweiterte Gesetzgebungen, die diese Frauen besser schützen. Dazu kommt, dass sie zum Teil in mafiösen Strukturen arbeiten, so dass sie sich oft gar nicht auszusagen trauen. Das macht die Polizeiarbeit noch komplizierter. Viele dieser Frauen kommen aus Bulgarien, Rumänien oder etwa Moldawien und da gibt es noch nicht wirklich diese übergreifende, europäische Kooperation.

...und speziell gegen diese perverse Art von Kinderkriminalität?

Es ist eine außergewöhnliche Perfidie, dass ein Kind benutzt wird, um ein solches Verbrechen zu begehen. Aber dieses Thema ist wie etwa auch die Problematik der Kindersoldaten leider längst in unserer Welt angekommen. Wie ein Kind mit einer benzingefüllten Wasser-Pumpgun eine Frau zu einer menschlichen Fackel macht zeigt, zu welcher Kaltblütigkeit diese Täter fähig sind. So etwas findet auch ganz real mitten in Europa statt.

Wie kann man verstehen, dass Kinder selbst dann noch ihre Mütter lieben, wenn sie von ihnen verstoßen werden?

Weil das die stärkste Bindung ist, die wir jemals im Leben haben. Wir kennen das ja bereits aus der Geschichte der "Kinder vom Bahnhof Zoo" und unzähligen anderen Beispielen, wo Kinder misshandelt werden und trotzdem zu ihren Eltern halten. Das reißt natürlich Wunden, die wahrscheinlich auch im Rest des Lebens nie heilen werden.

Aktuell wird intensiv über mehr Überwachungskameras in öffentlichen Bereichen gesprochen. Wie sehen Sie diese Diskussion?

Man kann dadurch sicherlich nicht verhindern, dass wie in Boston irgendwelche Typen zu einem Marathonlauf gehen und dort mit Schnellkochtöpfen, die mit Sprengstoff gefüllt sind, ein Attentat verüben. Aber die Bilder helfen dabei, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können. Ich glaube, dass es bei bestimmten Großveranstaltungen durchaus sinnvoll ist, mobile Kameras einzusetzen. Wo man zum Beispiel auch erkennen kann, dass es an bestimmten Stellen ein Nadelöhr gibt. Ich habe im Prinzip nichts dagegen. Wenn Täter wissen, dass sie unter Beobachtung stehen, ist das ein erheblicher Abschreckungsfaktor.

« Tatort-Folge "Angezählt"