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Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Interview mit Schauspielerin Maren Eggert
zur Tatort-Folge "Borowski und das Mädchen im Moor"

Markenzeichen der ersten Kieler "Tatort"-Episoden waren Ihre Therapie-Sitzungen als Polizeipsychologin Frieda Jung mit dem extrem eigenwilligen Kommissar Klaus Borowski. Hat Borowski denn im neuen "Tatort" seine Macken im Griff?

Im Verlauf der "Tatort"-Episoden ist er generell umgänglicher geworden, wie ich finde. Frieda Jungs Therapie hat wohl einiges bewirkt, aber er ist auch einsichtiger geworden. Was den neuen "Tatort" betrifft, denke ich, dass bestimmte Eigenarten wahrscheinlich immer zu ihm gehören werden – er verhält sich übergriffig oder sagt seinem Chef einfach nicht, was er treibt und was er vorhat.

Statt zu therapieren steigen Sie intensiver in die Ermittlungsarbeit ein – warum ist gerade bei diesem Fall die Polizeipsychologin Frieda Jung gefragt?

Im Grunde gibt es in jedem Fall komplizierte Menschen, die man gerne besser verstehen möchte, um den Fall aufzuklären. So kann Frieda Jung auch hier Hilfe bieten – so gut sie kann.

Wie meinen Sie das?

Manchmal liegt Frieda Jung auch etwas daneben. Ihr fehlt die praktische Erfahrung der Ermittlerin, sie nähert sich dem Fall eher auf der theoretischen Ebene.

Welche Akzente setzen Sie bei diesen Ermittlungen als Expertin für die menschliche Seele?

Als Psychologin und auch als Frau finde ich vermutlich leichter Zugang zu den pubertierenden Mädchen im Internat, in dem dieser Fall zu einem erheblichen Teil spielt. Auch als Frieda Jung und Borowski die Internatschefin befragen und das Zimmer des Mordopfers auf Spuren durchsuchen, kommt Frieda ihr weiblicher Blick zunutze.

Der neue "Tatort" dreht sich um einen Mann, der ausrastet und eine junge Frau tötet, als sie ihm sexuellen Missbrauch anhängen will – halten Sie den Fall für glaubwürdig?

Wenn ein junges Mädchen ermordet wird, kommt man sehr schnell auf die Fährte des sexuellen Missbrauchs. Ich finde es gerade gut an dieser "Tatort"-Folge, dass das Klischee durchbrochen wird. Das Spannende an diesem Fall ist für mich der soziale Druck, unter dem der Täter und seine Familie stehen. Weil sie unbedingt zu den höheren Kreisen dazugehören wollen, entsteht ein enormer Druck, der sich in einem Verbrechen entlädt.

Sie wollten als Frieda Jung immer schon mehr raus aus dem Präsidium, hin zu den Ermittlungen vor Ort – sind Sie mit dem Ergebnis in diesem "Tatort" zufrieden?

Ja, durchaus – in einer Szene werde ich sogar mit dem Hubschrauber zu dem Internat eingeflogen, das die ermordete junge Frau besucht hat – was will man mehr! Das war wirklich ein Erlebnis für mich. Aber mal ernsthaft: Ich finde, dass Borowski und Frieda Jung ein gutes Team bilden und dass sie häufiger zusammen vor Ort ermitteln. Dennoch sollte es nicht selbstverständlich werden, dass sie immer als festes Team die Fälle aufklären. Ich finde es richtig, wenn in den Episoden immer wieder die Frage aufgeworfen wird, ob und wie Frieda Jung in die Ermittlungen eingebunden wird.

Worin liegt der Reiz gerade dieses Tatorts für Sie? Was hat Ihnen beim Drehen am meisten Vergnügen bereitet – vom Hubschrauberfliegen einmal abgesehen?

Es war spannend für mich, in einem Internet zu drehen. Ich selbst wollte als Mädchen auch unbedingt auf ein Internat, wie viele Mädchen damals in meinem Alter. So habe ich es genossen, an den Drehtagen dort etwas Internatsluft zu schnuppern und Einblicke in eine Welt zu bekommen, die mir sonst verschlossen ist. Überhaupt ist dies Hineinschnuppern in viele Bereiche einer der reizvollen Seite von Dreharbeiten. Es gab auch die Gelegenheit, mit einigen Schülern zu sprechen – einige von ihnen tauchen auch als Statisten in dem Film auf.

Zu Beginn dieses "Tatorts" sehen wir Sie als erste bei den Ermittlungen, noch vor Borowski, der erst etwas später zur Tür reinkommt – gibt dieser Auftritt Ihnen und Ihrer Rolle ein größeres Gewicht als bisher?

Das haben Autor Sascha Arango und Regisseurin Claudia Garde vermutlich schon sehr bewusst so gesetzt, um Frieda Jung eine eigene Autorität zu geben. Das fand ich durchaus plausibel.

Stellen Sie sich vor, Sie sollten bei Nebel durch eine Moorlandschaft gehen – ein schauriger Gedanke?

Ich mag Moore ganz gern. Eine schön-schaurige Landschaft, die mich durchaus anzieht – auch wenn ich nicht nachts durchs Moor laufen möchte. Die Moorlandschaft gibt dem Buch hier den Reiz des Geheimnisvollen – es passt gut, finde ich, dass Autor Sascha Arango einige mystische Elemente in diese Geschichte hineinkomponiert hat.

Im vorigen Jahr waren Sie in der ARD in einer großen Hauptrolle im Film "Die Frau am Ende der Straße" zu sehen. Ist der "Tatort" dagegen schon fast ein Heimspiel für Sie?

Auch bei der "Frau am Ende der Straße" habe ich mich heimisch gefühlt, aber es ist schon ein Unterschied, ob man eine Figur nur einmal oder immer wieder spielt. Außerdem hält sogar meine Figur der Frieda Jung immer wieder Überraschungen für mich bereit. Ich glaube, sie zu kennen, und muss doch feststellen, dass sie noch unbekannte Seiten für mich hat.

Eine Reise ins Unbekannte war vermutlich Ende 2007 auch Ihr Gastspiel als Theaterschauspielerin in New York. Sie haben am BAM Harvey Theater in Brooklyn die Gräfin in Frank Wedekinds "Lulu" gespielt. Wie haben Sie das New Yorker Publikum erlebt?

Zuerst waren wir alle wahnsinnig aufgeregt. Während der Vorstellung war es mir überhaupt nicht mehr präsent, dass wir nun gerade in New York spielen. Das Publikum hat uns dann sehr freundlich und herzlich aufgenommen – eine schöne Erfahrung.

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