Tatort FanpageInfos zu den Folgen, Ermittlern & Schauspielern uvm. der beliebtesten Kriminalreihe im TV
© ORF/ARD/Daniel Winkler
Interview mit Schauspielerin Maria Schrader
zur Tatort-Folge "Borowski und das Mädchen im Moor"
Ohne Ihre Figur, die Ehefrau des Täters, lässt sich der Mord zu Beginn des neuen Kieler "Tatorts" kaum begreifen. Wie kaputt ist die Ehe, in der Sie als Iris Raven leben?
Diese Frau hat ihre Ehe weitgehend aufgegeben. Sie hat die Achtung vor ihrem Mann und das Vertrauen zu ihm verloren.
Stattdessen verdient sie Geld, um ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen ...
Ja, sie hat sich eine zweite Identität zugelegt und verdient mit Prostitution in der Nachbarschaft ein Zubrot.
Da muss sie schon ziemlich verzweifelt und hilflos sein, oder?
Ja, das ist Ehe-Elend pur. Es macht beide noch einsamer, zumal beide Bescheid wissen, aber nicht darüber reden. Sie straft ihn damit auch, hält ihm vor Augen, wie kaputt ihr Zusammenleben ist. So wird die Fürsorge für die Tochter auch zur Rache an ihm.
Bewusste Bosheit gegen den Ehemann?
Vor allem Hilflosigkeit. Beide haben das Gefühl, in einer Falle zu sitzen, aneinander gebunden aus ökonomischen Gründen.
Haben Sie Ihrer Figur neue Facetten hinzugefügt, die nicht im Drehbuch standen?
Das Drehbuch ließ verschiedene Interpretationen dieser Iris Raven zu. Mir lag daran, diese Frau nicht zu einer psychisch kranken Person zu machen und sie allzu eindeutig in eine Schublade zu pressen. Da sollen auch Liebe, Fürsorge und Trauer mitschwingen. Mir war wichtig, dass diese Frau nicht als Monster erscheint.
Worauf kam es bei der Sexszene an, in der wir Sie als Iris Raven erleben?
Das Allergrauenvollste für ihren Ehemann ist die Tatsache, dass sich der Sex mit ihren Freiern im heimischen Ehebett abspielt. Sie ist keine Belle de Jour, sie bietet Authentizität. Verbittert nimmt sie es hin, dass ihr eigenes Leben in einer Sackgasse steckt, nun will sie wenigstens ihrer Tochter das Geld zukommen lassen, das ihr den Aufstieg ermöglichen soll.
Haben Sie es bedauert, dass Sie nur wenige Szenen zusammen mit Axel Milberg hatten?
Ja. Ich hoffe also darauf, dass wir demnächst wieder einmal zusammen drehen. Nicht zuletzt wegen der Arbeit mit Regisseurin Claudia Garde war dies dennoch eine sehr schöne Dreherfahrung. Kürzlich habe ich mit ihr schon das TV-Drama "Auf dem Vulkan" für die ARD gedreht.
Im Kino sorgten Sie im Herbst mit "Liebesleben" nach Roman von Zeruya Shalev für Furore – Sie haben das Drehbuch geschrieben und erstmals Regie geführt. Was ist Ihnen Ihrer eigenen Meinung nach hier besonders gut gelungen?
Am Anfang stand meine Begeisterung für diesen Stoff. Später, bei einer Lesereise, entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Zeruya Shalev und mir. Auch in die Position der Regisseurin bin ich hineingewachsen. Diese sehr authentische und persönliche Entstehungsgeschichte ist für mich das Besondere an "Liebesleben".
Der Film ist Ihnen offenbar so gut gelungen, dass Sie beim Filmfestival in Rom Tom Cruise und Robert Redford die Show gestohlen haben ...
So haben es die "Tagesthemen" berichtet – dann wird es wohl stimmen.
(Text: NDR Presse und Information)