Tatort FanpageInfos zu den Folgen, Ermittlern & Schauspielern uvm. der beliebtesten Kriminalreihe im TV
© ORF/ARD/Daniel Winkler
Interview mit Schauspieler Axel Milberg
zur Tatort-Folge "Borowski und der coole Hund" "Für Souveränität ist im Leben von Wallander und Borowski kein Platz"
Borowski wacht vor dem Wecker auf und starrt ihn an, bis er klingelt. Warum nutzt er nicht die Zeit und steht gleich auf?
Er wartet darauf, dass der Dienst beginnt. Christian Alvart fragte mich in unserem ersten Gespräch in Berlin, was macht Borowski, wenn er nicht im Dienst ist. Hat er was anderes? Alvart meinte, wenn er nicht im Dienst ist, dann wartet er darauf, dass er wieder anfängt. Wenn man so will, so wartet er auch auf den Beginn des Filmes. Ich selber stehe gerne sofort auf, wie ich auch leicht einschlafe, grübeln tue ich – wenn überhaupt – zwischen 4 und 5 in der Nacht.
Tollwut ist eine fiese Angelegenheit. Noch vor einigen Jahren hing in jedem deutschen Wald ein Warnhinweis. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Mit den Eltern und Geschwistern war ich damals viel draußen unterwegs und sah dabei sehr oft diese Hinweisschilder. Dann hieß es immer wieder: Pass auf, wenn ein Wildtier ungewöhnlich vertraulich wirkt und dir zu nahe kommt, könnte es Tollwut haben. Wurde diese Krankheit früher nicht auch Veitstanz genannt? Wahrscheinlich missverstand man die Tollwut-Opfer als vom Teufel besessen. Dass es diese Gefahr in Europa seit einigen Jahren nicht mehr geben soll, habe ich in meinem urbanen Leben gar nicht mitbekommen.
"Borowski und der coole Hund" basiert wieder auf einer Geschichte von Henning Mankell. In den Hörbüchern sprechen Sie Mankells berühmteste Schöpfung Kommissar Kurt Wallander. Welche Parallelen gibt es zwischen Borowski und ihm?
Für Souveränität, eine überschätzte Eigenschaft bei Figuren, die Schauspieler darzustellen haben, ist im Leben von Wallander und Borowski kein Platz. Das ist die Gemeinsamkeit. Im Gegensatz zu Borowski nimmt Wallander, äußerlich einzelgängerisch, doch irgendwie taucht auch immer wieder seine Tochter auf, die Fälle – so glaube ich – irgendwie doch auch persönlich.
Sie kennen Henning Mankell persönlich. Was für ein Mensch ist er? Wie kommt er auf solche Charaktere
wie Wallander oder den schwedischen Kommissar Stefan Enberg, der mit Borowski befreundet ist?
Mankell ist ein politischer Mensch. Er kann sich empören über Ungerechtigkeit, Heuchelei, Gleichgültigkeit, Passivität. Fremdenfeindlichkeit war ein großes Problem in Schweden. Um darüber zu schreiben und Gehör zu finden, brauchte er eine Figur, einen Polizisten. Er erfand Kurt, zu dem kurzen Vornamen einen langen Nachnamen und so wurde Mankell gegen seinen Willen ein Krimischriftsteller. Er selbst ist umtriebig, rastlos, uneitel, voller Themen und Ideen, unterstützt viele, ohne Tamtam, und will vor allem arbeiten.
Enberg und Brandt – beide sehr extrovertierte Personen, während Borowski eher introvertiert ist. Doch dadurch kommen seine Qualitäten der inneren Ruhe und der Überlegtheit besser zum Tragen. Dennoch scheint Borowski mit seiner Art immer etwas hinterher zu sein?!
In dieser Folge, der alberne Titel weist ja darauf hin, zeigt Borowski seinem Kollegen und Freund aus Schweden stille Bewunderung und Respekt. Da hat einer was, was Klaus Borowski neidlos schätzt. In dieser Geschichte ist er deshalb immer einen Schritt hinterher, weil – typisch Mankell – die Täterfigur fast etwas Übergroßes hat, sowohl in der Raffinesse als auch der Inszenierung ihres Tötens.
(Text: NDR Presse und Information)