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Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Interview mit Schauspieler Axel Milberg
zur Tatort-Folge "Borowski und die Frau am Fenster"
"Es werden bestimmt auch mal die Fetzen fliegen"

Borowski taucht in diesem "Tatort" erst in Minute 16 auf, und dann auch nicht, weil man ihn zu einem Fall ruft, sondern weil er sich mit den Privatproblemen seines Chefs auseinandersetzen muss ...

Jeder Autor setzt andere Akzente, was zu anderen Gewichtungen führt. Sascha Arango, der "Borowski und die Frau am Fenster" geschrieben hat und den ich über alle Maße schätze, hatte schon den "Tatort: Das Mädchen im Moor" geschrieben, bei dem der Täter ebenfalls von Anfang an bekannt war. Der Zuschauer zieht sein Vergnügen bei einer solchen Konstellation daraus, dass er Borowski dabei zusieht, wie er herausfindet, was er, der Zuschauer, schon weiß. Das führt dazu, dass der Film mit einer anderen Dramaturgie erzählt wird, etwa indem wir das Büro und das Team anders erzählen und uns dieses Mal mehr auf die Sorgen und Nöte der "Helden" konzentriert haben. Denn auch so lässt sich spannend erzählen – und darum geht es doch letztendlich.

Tauschen Sie sich mit Sascha Arango über die Rolle Borowski aus?

Sascha Arango beschreibt mir die Rolle, die ich spiele, wie er sie wahrnimmt. Ich äußere keine Wünsche. Da kommt dann gelegentlich Erstaunliches zutage, was mir Neues über Borowski aufzeigt. Sascha Arango fällt sehr viel zu dem Charakter ein – aber auch zu Borowskis Chef Roland Schladitz, was man gerade in dieser Folge sehen kann. Es gibt schon Gespräche zwischen uns, doch Sascha Arango hat das Heft immer in der Hand, was ich sehr schätze. Es ist ja so, dass man sich als Schauspieler nicht Wünsche erfüllen soll. Es ist besser, sich überraschen zu lassen und sich irgendwo hin zu begeben, als sich einen Wunsch zu erfüllen. Ich zumindest bin in meiner Arbeit so immer besser gefahren.

Borowski hat seine eigene Geschwindigkeit, weshalb er schnell überfordert scheint, als er seinen Chef vertreten soll. Wird damit der Beweis angetreten, dass die Kraft tatsächlich in der Ruhe liegt?

Das ist etwas, das Sascha Arango sehr geschätzt hat: das Zögerliche, das Beobachtende, die langsamen Entscheidungen – das Zurückhaltende. Das ist ihm sehr wichtig. Ich sehe dies als Ausdruck von Professionalität. Borowski ist ein Ermittler, der in alle Richtungen offen bleiben und ermitteln muss, der keine persönliche Leidenschaft in einem solchen Fall entwickeln darf, die seine Urteilskraft trübt. Sascha Arango rief mich sogar an, nachdem er den Film gesehen hatte, und erzählte mir, wie gut dieses Zurückhaltende gelungen war.

In der Tat geht Borowski sehr gründlich und überlegt vor. Umso komischer wirkt dann die Szene, in der
er glaubt, Sarah Brandt hätte ihm sein Essen stibitzt. Widerspricht dies nicht seiner Überlegtheit?

Nun, es ist das gleiche Essen und fast der gleiche Platz. Ich spiele ja, was der Autor schreibt. Aber ich spiele es auch, weil ich spüre, dass es funktioniert. Ich mag Szenen wie diese, in denen nicht alles zur Sprache gebracht und ausgesprochen wird. Hier wird ja noch nicht einmal gesprochen. Jedoch ist es hier so, dass sich Borowski noch an die Ungeschicklichkeit Sarah Brandts aus der Folge davor erinnert, als sie ihm mit ihrem Auto hinten in seinen Wagen gekracht ist. Und so oft fallen mir im wirklichen Leben kleine Ungeschicklichkeiten oder Unaufmerksamkeiten auf, von denen ich denke, die sollte man mal in ein Drehbuch aufnehmen – das tut es nie, aber hier ist es doch mal passiert.

Dieser Fall spielt wieder auf dem Land außerhalb von Kiel. Was unterscheidet das Umland von Kiel von der Stadt?

Kiel geht fließend in das Umland über. Die Stadt selber ist unglaublich schön, man muss im Grunde nicht nach einem Parkplatz suchen, es gibt viel Grün und Wasser. Im Frühjahr duftet es nach Linden. Der Flieder, die Kastanien und die Birken haben geblüht und man ist sehr schnell außerhalb, egal in welche Richtung man fährt. Diesen Fall haben wir in der Nähe des Nord-Ostsee-Kanals in Strohbrück gedreht. Meine Familie stammt aus dieser Gemeinde – dort zu drehen, war aber eine zufällige Entscheidung.

Mit Sarah Brandt kommt nun eine Vertreterin der jüngeren Generation ins Kommissariat. Bedeutet dies eine Umstellung für Borowski?

Der Plan ist, dass sie Borowski in Ergänzung zu seinen Möglichkeiten mit Hilfe der Computertechnik in kürzester Zeit weitere Ermittlungsergebnisse zur Verfügung stellt. Sie ist jünger, mit ihr kommt eine zweite Generation hinzu, was dazu führt, dass man voneinander lernt und sich ergänzt. Aber es werden bestimmt auch mal die Fetzen fliegen, wenn man über ein Vorgehen verschiedener Meinung ist. So dass wir einen Gegenpart haben, der die Handlung mit voran bringt.

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