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© ORF/ARD/Daniel Winkler
Machtlos
Folge | 858 |
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Sendelänge (Minuten:Sekunden) | 88:30 |
Drehbuch | Klaus Krämer |
Regie | Klaus Krämer |
Produktionssender | rbb |
Produktionsfirma | Askania Media Filmproduktion GmbH |
Redaktion | Josephine Schröder-Zebralla |
Drehort | Alexanderplatz, Berlin-Friedrichsfelde, Potsdam-Babelsberg, Grünau u. a. |
Drehzeit | 1. Februar bis 30. März 2012 |
Bildformat | 16:9 |
Erstausstrahlung | 06.01.2013 |
Inhalt
Der neunjährige Benjamin Steiner (Mika Seidel) ist aus der Wohnung seines Musiklehrers entführt worden. Die beiden Kommissare Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) werden von Einsatzleiter Baumann (Rainer Sellien) als Kontaktpersonen für die Eltern eingesetzt. Linda und Hermann Steiner (Lena Stolze und Horst Günter Marx) verbringen bange Stunden voller Angst, bis sich der Entführer endlich meldet: Eine DVD zeigt das entführte Kind bei guter Gesundheit. Das Lösegeld soll in zwei Teilen übergeben werden.
Die ersten 500.000 Euro übergibt Linda Steiner unter strenger Polizeiüberwachung am Alexanderplatz. Danach macht der Entführer keinerlei Anstalten, den Ort zu verlassen. Stattdessen beginnt er, das Geld unter den Passanten zu verschenken und lässt sich schließlich problemlos festnehmen. Seine zweite Lösegeldforderung möchte er den Eltern gern persönlich mitteilen – den Aufenthaltsort von Benjamin allerdings verschweigt er hartnäckig.
Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Entführer um Uwe Braun (Edgar Selge) – einen Mann ohne festen Wohnsitz, ohne Bankkonto, ohne Kontakt zu seiner Familie und damit ohne nennenswerte Anhaltspunkte für die Beamten. Als die Eltern schließlich im Vernehmungszimmer auf den Entführer ihres Sohnes treffen, stellt sich heraus, dass Bankdirektor Hermann Steiner den Mann kennt. Er kann sich nur nicht gleich erinnern, aus welchem konkreten Zusammenhang.
Uwe Braun hingegen weiß das offenbar ganz genau – und stellt seine zweite Lösegeldforderung: 10 Millionen Euro. Das Geld will er im Präsidium entgegennehmen. Ritter und Stark wird klar, dass sich Braun moralisch im Recht sieht – was treibt den beharrlichen schweigenden Mann zu dieser Wahnsinnstat? Die Zeit rennt den Kommissaren davon, das Trinkwasser von Benjamin wird knapp. Ritter und Stark nehmen Kontakt zu Brauns Sohn Michael (Jakob Walser) auf – wird er seinen Vater zur Vernunft bringen können?
Hintergrundinformationen
Ganz nah dran: Die Berliner Polizei stand bei "Machtlos" Pate
Eine Kindesentführung und ein Fall, der den Staat in eine erpressbare Situation bringt: "Machtlos" ist ein ganz besonderer Tatort – mit einer Geschichte, die auch einer besonders intensiven Vorbereitung bedurfte. "Beim Entwickeln der Story war schnell klar, dass wir auf die Mithilfe der Polizei angewiesen sind. Es war sehr wichtig zu erfahren, wie sie in solchen Fällen vorgeht", sagt Drehbuchautor und Regisseur Klaus Krämer. Und weiter: "Es gab eine Drehbuchberatung, die hatte ich früher schon mal in Anspruch genommen und einen Kommissar zur Seite gestellt bekommen. Aber das reichte bei 'Machtlos' nicht".
"Wir waren baff, wie ernst man uns genommen hat"
Produzent Mirko Schulze nahm Kontakt zur Berliner Polizei auf und nach einigen bürokratischen Hürden saß er Mitte Juli 2011 gemeinsam mit Klaus Krämer, der rbb-Tatort-Redakteurin Josephine Schröder-Zebralla und rund neun LKA-Beamten in der Berliner Keithstraße. "Eine so enge Zusammenarbeit wie in diesem Fall gab es vorher noch nicht", erzählt die Leiterin des Berliner Morddezernats Jutta Porzucek, die seit 31 Jahren bei der Berliner Polizei arbeitet, davon seit 16 Jahren im höheren Dienst. "Es gibt immer mal punktuell Anfragen, aber nicht in dieser Durchgängigkeit." Das erste Treffen mit der Berliner Polizei legte den Grundstein für eine intensive Zusammenarbeit: "Wir waren baff, wie ernst man uns genommen hat", berichtet Krämer. Und auch andersherum waren die LKA-Beamten angetan: "Ich habe meine Kollegen nach dem ersten Gespräch gefragt: Wie läuft das, lohnt sich die Zeit, die wir hier investieren? Meine Mitarbeiter fühlten sich ernstgenommen, fanden das hochspannend und waren beeindruckt, wie konzentriert alle bei der Sache waren", so Kriminaldirektorin Jutta Porzucek.
"Darüber dürfen wir aus polizeitaktischen Gründen nicht sprechen"
Klaus Krämer schilderte den LKA-Beamten in Sequenzen den Film: "Wir sind durchgegangen, wie sich die Polizei in den einzelnen Situationen verhält. Es wurde also nicht über den ganzen Film diskutiert, sondern nur über die Polizeiarbeit gesprochen. Meine Schilderung endete damit, dass der Entführer sein Ultimatum verkündet – in den Räumen der Polizei! Da kippte die Stimmung bei den Beamten, denn das ist grundsätzlich eine schwierige Situation." Natürlich gab es auch ein paar Probleme zu bewältigen: "Jede dritte Frage wurde zunächst mit 'darüber dürfen wir aus polizeitaktischen Gründen nicht sprechen' beantwortet", sagt Krämer. In der Tat eine heikle Situation – wie geht die Polizei mit Lösegeldforderungen um? "Sowas will man nicht in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, das ist klar. Aber dennoch war vieles hilfreich und ich habe dann 'nah' an der Wirklichkeit entwickelt. 'Machtlos' ist ja nicht der erste Krimi mit einem Entführungsfall."
Eine fiktive Vernehmungssituation für die beiden "Tatort"-Kommissare
Nach dem ersten Zusammentreffen wurden auch die beiden "Tatort"-Kommissare Dominic Raacke und Boris Aljinovic in die Vorbereitung miteinbezogen. Auch sie sollten ein Gefühl für echte Polizeiarbeit bekommen – und äußerten selbst den Wunsch einer fiktiven Vernehmungssituation. "Auch so eine Anfrage wurde vorher noch nie an uns herangetragen", erzählt Jutta Porzucek. "Ich habe mit dem Kommissionsleiter gesprochen – wir dürfen natürlich unsere Tagesarbeit nicht vernachlässigen – und es hat gepasst: Zwei Vernehmungsspezialisten haben sich richtig gut darauf vorbereitet und den beiden Schauspielern einen fiktiven Fall zukommen lassen. Die Vernehmung war so angelegt, wie sie auch bei uns stattfindet – inklusive Schreibdame..."
Eine spannende Situation, wie Regisseur Krämer berichtet: "Die beiden sind je zwei Stunden vernommen worden: Dominic Raacke soll seine Frau umgebracht, Boris Aljinovic ihm dabei geholfen haben, die Leiche zu beseitigen. So der Plot. Ich durfte Mäuschen spielen und ich habe viel dabei gelernt." Die Erfahrungen dieser intensiven Vernehmungssituation sind dann 1:1 in den Film geflossen. Produzent Mirko Schulze sagt: "Uns hat die Professionalität der Beamten vom ersten Gespräch an tief beeindruckt. Dieses Ruhigbleiben, das ganz gezielte Nachfragen und das Selbstbewusstsein: 'Wir brauchen hier ein, zwei Stunden, dann wissen wir alles!'. Und genau das wollten wir ja auch für Dominic und Boris erreichen: Dass sie sehen, wie die Polizisten agieren." Die Geschichte konnte übrigens von den "Tatort"-Kommissaren nicht aufrechterhalten werden: Sie wurden "überführt"!
"Wir mussten lernen, geduldig zu sein, Emotionen im Griff zu haben"
"Natürlich wurde auch darüber gesprochen, ob nicht mal jemand seinen Emotionen freien Lauf lassen sollte, vielleicht eine Tür knallen oder etwas ähnliches – aber wir haben uns bewusst dagegen entschieden. Und genau das prägt den ganzen Film", sagt Mirko Schulze. In langen, intensiven und teilweise quälenden Einstellungen arbeiten sich die Tatort-Kommissare Till Ritter und Felix Stark durch eine Vernehmung, die es in sich hat – und bleiben stets bewundernswert ruhig. "Diese Ruhe, die die beiden Kommissare im Film ausstrahlen, spiegelt ganz klar die Realität bei uns wider", erklärt Jutta Porzucek dazu. Und Klaus Krämer ergänzt: "Wenn man einen Kindesentführer anschreit und der von seinem Recht zu schweigen Gebrauch macht, dann hat man einen riesigen Fehler gemacht". Und weiter: "Für viele ist Gewalt die ultimative Lösung und das Fernsehen bietet das auch oft genug an. Aber wir mussten lernen, geduldig zu sein, Emotionen im Griff zu haben und dem anderen Rechte einzuräumen, die man selbst in dem Moment nicht hat. Eine schwierige Situation, die sicherlich auch die Zuschauer an ihre Grenzen bringen wird. Aber mir war es wichtig, dass das grenzwertig ist. Die immer gleichen Fragen, das Mürbemachen – und irgendwann verfängt er sich..."
"Absolutes Teamplay ist unabdingbar"
Ein großer Unterschied zwischen Polizeiarbeit im Fernsehen und in der Realität ist sicher die Anzahl der Beamten, die einen Fall bearbeiten. Jutta Porzucek dazu: "Wir arbeiten hier immer in einem Team: Kommissionsleiter und sieben, acht Beamte mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Dieses absolute Teamplay ist unabdingbar und das findet man in wenigen Filmen wieder". "Machtlos" gehört dazu. Klaus Krämer erzählt dazu eine Episode von den Dreharbeiten: "In einer alten Schule war unser Präsidium, im 3. Stock saß die Beratergruppe. Nach einer der Vernehmungsszenen sagte Dominic Raacke irgendwann: 'Ich bin so froh, dass es die da oben gibt und ich das nicht allein tragen muss!'"
(Text: rbb)
Besetzung
Filmrolle | Schauspieler(in) |
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Till Ritter (Hauptkommissar) | Dominic Raacke (Interview) |
Felix Stark (Hauptkommissar) | Boris Aljinovic (Interview) |
Filmrolle | Schauspieler(in) |
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Lutz Weber | Ernst-Georg Schwill |
Uwe Braun | Edgar Selge (Interview) |
Baumann (Einsatzleiter) | Rainer Sellien |
Linda Steiner | Lena Stolze |
Hermann Steiner | Horst Günter Marx |
Benjamin Steiner | Mika Seidel |
Michael Braun | Jakob Walser (Interview) |
Herr Belling | Ulrich Voß |
(junge Polizistin) | Antje Widdra |
Jo Schelling | Sabin Tambrea |
Frau Mayer | Siir Eloglu |
Frau Weinert | Katerina Poladjan |
Herr Schneider | Peter Atanassov |
Frau Schmidt | Katrin Hansmeier |
Stab
Position | Name |
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2nd Unit Kamera | Thomas Frischhut |
2nd Unit Kamera | Matthias Ganghofer |
Assistent der Set-AL | Tobias Retzlaff |
Außenrequisite | Simon Blum |
Beleuchter/Beleuchtungstechnik | Christopher Rüttger |
Beleuchter/Beleuchtungstechnik | Armin Stenzinger |
Erster Aufnahmeleiter | Margot Hahn |
Garderobe | Stefanie Schmauke |
Garderobe | Ines Krüger |
Geräusche | Peter Deininger |
Innenrequisite | Stefan Pepe Baumgärtner |
Kamera | Ralph Netzer |
Kameraassistenz | Annika Eysel |
Kameraassistenz | Matthias Ganghofer |
Kamerabühne | Thorsten Querner |
Kamerabühne | Denny Jost |
Komparserie | Sarah Wangler |
Kostüme/Kostümbild | Eveline Stoesser |
Lichtassistenz | Klaus Wiluda |
Location Scout | Marion Gerhardt |
Maske/Maskenbildner | Antje Langner |
Maske/Maskenbildner | Daniela Schmiemann |
Mischtonmeister | Clemens Grulich |
Musik/Filmkompositionen | Christine Aufderhaar |
Oberbeleuchter | Thomas Krückl |
Produktionsfahrer | Jens Rufa |
Produktionsleitung | Andreas Wolfgang Berndt (Askania) |
Produktionsleitung | Jörgen Radach (rbb) |
Produzent | Mirko Schulze |
Gesamtleitung Askania Media | Martin Hofmann |
Regieassistenz | Meno Sellschopp |
Schnitt | Monika Schindler |
Set Runner | Anton Heidrich |
Set-Aufnahmeleitung | Lena Helling |
Sounddesign | Andreas Hintzsch |
Standfotografie | Hardy Spitz |
Synchronregie | Miles Kann |
Szenenbild | Brigitte Schlögel |
Szenenbild | Emanuel Schleiermacher |
Ton/Filmtonassistenz | Karsten Paarmann |
Ton/Filmtonmeister | Boris Wolfrum |