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Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Interview mit Regisseur Johannes Grieser
zur Tatort-Folge "Scherbenhaufen"

Sie gelten als Krimi-Spezialist und haben schon verschiedene Tatort-Folgen gedreht. "Scherbenhaufen" ist Ihr zweiter Stuttgarter Tatort. Erleichtert das die Arbeit zwischen Regie und den Schauspielern?

Sicher, es erleichtert immer die Zusammenarbeit unter Kreativen, wenn man schon Vertrauen zueinander gefasst hat. Ich denke, dieses Vertrauen haben wir uns nach und während unseres ersten "Tatorts" geschenkt, verdient ... wie auch immer, wir haben uns aufeinander gefreut.

Mit den Drehbuchautoren, dem Ehepaar Zahn, haben Sie nicht nur den Stuttgarter Tatort "Die Unsichtbare" realisiert, sondern bereits früher bei anderen Fernsehfilmen zusammengearbeitet. Wie sieht dieses Zusammenspiel aus?

Mit den Autoren fängt man immer bei einem neuen Status quo an. Es zählt jedes Mal nur das, was auf dem Papier steht: Das Geschriebene wird immer kritisch und genau analysiert. Da geht einmal ein Drehbuch prima durch, während man sich das nächste Mal die Zähne aneinander ausbeißt. Es ist eben so, manchmal geht man als Freund, manchmal aber auch als Feind auseinander. Das kann aber übrigens auch auf das Verhältnis Schauspieler und Regisseur zutreffen.

Sie sind in Ulm geboren und haben in Stuttgart studiert. Fällt es Ihnen deswegen leichter, einen "Tatort" in Stuttgart zu drehen und den regionalen Charakter einzubringen, der häufig von den Kritiken gefordert wird?

Ich glaube schon, dass mir die schwäbische Mentalität näher ist als einem Fremden, einem Außenstehenden. Aber ich glaube nicht, dass dies eine elementare Voraussetzung für eine gute Stuttgarter "Tatort"-Regie ist. Der "Tatort" ist ja auch ein überregionales, bundesweites Format, und ich denke, dass dieser regionale Charakter, bis auf wenige Ausnahmen, nicht alle Folgen und vor allem nicht alle Figuren dominieren sollte.

In "Scherbenhaufen" spielt der Theaterschauspieler Otto Mellies einen Familienpatriarchen, mit hoher Intensität. Wie wichtig sind seine Mitarbeit und die Umsetzung der Rolle für diesen "Tatort"?

Otto Mellies ist einer der größten deutschen Schauspieler. Fünfzig Jahre am Deutschen Theater in Berlin hat dieser Mann auf dem Buckel und da wäre man als Regisseur schön blöd, wenn man dieses Potential nicht nutzen würde. Er macht es einem Regisseur sehr leicht, und er verkörpert den Patriarchen wie kein Zweiter. Ein zwischen Gewissen und Erfolgsstreben gebeutelter Mensch. Außerdem ist er ein unprätentiöser und angenehmer Kollege, fern von Allüren, die man ihm ja in seinem Alter und mit seiner Erfahrung aber durchaus verzeihen würde. Mit ihm würde ich sofort und jederzeit wieder einen Film machen.

Sie haben, wie viele andere bekannte und erfolgreiche Regisseure, Ihre Karriere mit Werbe- und Imagefilmen begonnen. Haben diese Erfahrungen die Tätigkeit bei den späteren Regiearbeiten beeinflusst?

Die Werbung hat sicher mein Empfinden fürs Bild im Film geschärft. Zuvor habe ich nur auf die Schauspieler geschaut. Aber Film ist eben mehr. Außerdem lernt man in der Werbung, die Geschichten in kürzester Zeit auf den Punkt zu erzählen, das ist eine gute Übung.

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