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Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Interview mit Schauspieler Harald Schrott
zur Tatort-Folge "Vergeltung"

Adele Neuhauser kennen Sie ja bereits bestens aus der TV-Serie "Vier Frauen und ein Todesfall"...

...wo ich einen weltoffenen, katholischen Pfarrer gespielt habe, der nicht im Geringsten ahnt, wie sehr er sich als Projektionsfläche für die Damenwelt eignet und was er speziell bei Julie Zirbner alias Adele Neuhauser auslöst. Sie ist eine sehr professionelle und konstruktive Schauspielerin. Wahnsinnig genau, wahnsinnig gut vorbereitet. Ihre Rolle in diesem Tatort ist eine großartige Erfindung. Weil sie bei all den privaten Problemen auch einen unglaublichen Humor einbringen kann. Die Figur hat eine Tragik, die sicherlich die Herzen der Zuschauer berührt.

Sie spielen einen Therapeuten, der sich auf das Thema "Jugendgewalt" spezialisiert hat. In ihrem Privatleben sind Sie Vater von zwei Kindern - wie sehr beschäftigt Sie dieses Thema?

Unabhängig von den Kindern ist das ein sehr präsentes Thema. Es passiert ja zunehmend, dass man Leute kennt, die in solche Situationen geraten sind. So wie ein Bekannter, der in München völlig grundlos von drei Jugendlichen zusammengeschlagen wurde. Der ein Trauma erlitt, ins Krankenhaus musste. Solche Geschichten häufen sich. Gerade vorgestern hat ein 14jähriger in Berlin einen 17jährigen erstochen. Allgemein stelle ich fest, dass die Aggressivität gerade in Großstädten enorm zunimmt und im Gegensatz dazu die Hemmschwelle sinkt. Ich glaube, dass eine entscheidende Ursache für diese Gewalt in der nicht stattfindenden Kommunikation der Menschen bzw. Generationen untereinander liegt.

Dem Regisseur hat Ihr Vollbart recht gut gefallen...

Ja, als ich an den Set kam, hat mich Wolfgang Murnberger mit den Worten begrüßt: "Kaum besetzt man einen Schauspieler als Psychotherapeut, da sieht er auch sofort wie einer aus..." Aber das war natürlich mit ihm abgesprochen und es passte gut, weil die Figur ein Geheimnis hat, etwas versteckt. Der Bart war in diesem Fall sehr hilfreich.

Sie sind in Tirol geboren und leben in Berlin. Wo ist Ihr Lebensmittelpunkt?

Das ist heute Berlin. Ich wohne hier mit meiner Lebensgefährtin, die Schauspielerin ist, und meinen beiden 13 und vier Jahre alten Kindern. Doch geboren bin ich in Mutters, einem Dorf bei Innsbruck. Da leben noch meine Oma, meine Mutter und meine Schwester. Ich fühle mich schon als Tiroler, doch ich bin immer wieder überrascht, wie "deutsch" ich in manchen Dingen wie Schnelligkeit und Korrektheit geworden bin. Wenn ich in Österreich drehe, muss ich mich bei der Sprache schon richtig umstellen. Das fällt mir am Anfang immer ziemlich schwer, doch mit der Zeit genieße ich die Freiheit, die beim Sprechen eines Dialektes entsteht. Mir tut es überhaupt sehr gut in Österreich zu arbeiten, weil ich zurück zu meinen Wurzeln komme. Und zur Muttersprache.

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