Tatort Fanpage
Infos zu den Folgen, Ermittlern & Schauspielern uvm. der beliebtesten Kriminalreihe im TV

Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Erster Schweizer Beitrag zur Reihe «Tatort»

16.04.1990

Das Fernsehen DRS zeigt an diesem Montag den ersten Schweizer Beitrag zur Kriminalreihe "Tatort": "Howalds Fall", geschrieben von Urs Egger, der auch Regie führte, und Johannes Bösiger.

Mathias Gnädinger spielt den Stadtberner Wachtmeister Walter Howald, der einen mysteriösen Waffenhandel aufklären muss und daneben mit familiären Problemen kämpft. Ein Ex-Polizist der Bundespolizei entpuppt sich als vermeintlicher Waffenschieber. Die Bundespolizei spielt ein undurchsichtiges Spiel und versucht, Howald und seinen Kollegen Carlucci (Andrea Zogg) bei den Ermittlungen zu behindern. Überdies ist Howalds Tochter verschwunden, und es ist unklar, ob privater Kummer oder eine kriminelle Tat vorliegt. Gnädingers Einsatz als Wachtmeister im Rahmen der "Tatort"-Produktionsgemeinschaft von ARD, ORF und SF DRS bleibt einmalig. In der achten und in der zwölften Folge bekleidet er jedoch Gastrollen.

Das Echo der Presse auf diesen ersten Schweizer "Tatort" ist verhalten positiv. Der "Tages-Anzeiger" spricht von "gutdurchschnittlicher Unterhaltungskonfektion", und die NZZ bilanziert: "Insgesamt hat dieser Krimi durchaus seine Qualitäten". Kritisiert werden "Handlungsdickicht" und mangelhafte Dramaturgie ebenso wie Ungereimtheiten in der Darstellung des Milieus und der polizeilichen Ermittlungen. Auch in den deutschen und österreichischen Zeitungen mischen sich Lob und Tadel.

Insgesamt entstehen bis 2001 zwölf Schweizer "Tatort"-Folgen. Die ersten vier Folgen werden in Dialekt gedreht und später auf Hochdeutsch nachsynchronisiert. SF DRS steigt aus zwei zentralen Gründen in die Produktionsgemeinschaft der ältesten deutschen Krimireihe ein: Zum einen sind die "Tatort"-Folgen von ARD und ORF jeweils eine grosse Konkurrenz für das eigene Programm, und zum anderen kann SF DRS alle von den Partnern produzierten Folgen übernehmen. Die verantwortlichen Redaktoren der Abteilung Dramatik empfinden es zudem als besonderen Reiz, den deutschsprachigen Nachbarländern die schweizerische Identität etwas näher zu bringen. Dazu Regisseur Urs Egger: "Die Deutschen werden natürlich den Handlungsort und die Atmosphäre als typisch schweizerisch empfinden. Dann gehen die Leute hier auch anders miteinander um als zum Beispiel das Bum-bum-Gehabe im Ruhrgebiet; ruhiger, gemächlicher und behutsamer. Das gibt eine Spannung zwischen den Zeilen und eine ganz eigene Stimmung." (Züri-Woche, 12. April 1990)

Der letzte von SF DRS produzierte "Tatort" wird am 23. September 2001 unter dem Titel "Time-out" ausgestrahlt. Damit verabschiedet sich das SF DRS von der regelmässigen Zusammenarbeit zugunsten der Produktion von Schweizer Dialekt-Fernsehfilmen.