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Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Interview mit Thomas Heinze
zur Tatort-Folge "Borowski und der freie Fall"
"Ich habe selten so ein spannendes Drehbuch gelesen"

Was für ein Mensch ist Minister Karl Martin von Treunau?

Er ist ein sehr disziplinierter und kontrollierter Mann. Stets bemüht, die an ihn gestellten Erwartungen zu erfüllen und seiner Umgebung gerecht zu werden. Dabei hat er zu lange seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt und verleugnet.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet? Haben Sie Gestik, Mimik, Verhaltensweisen von Politikern studiert, um den prototypischen Politiker geben zu können?

Karl Martin von Treunau sieht sich an einem bestimmten Punkt gezwungen, von dem ihm anvertrauten Amt zurückzutreten als Konsequenz seines eigenen Handelns. Diesen Vorgang haben wir ja nun in aller Ausführlichkeit in der Realität erlebt. Da lag es nahe, sich an wirklichen Personen zu orientieren.

Politiker verlassen ihre Familien für andere Frauen oder haben Affären. Zumindest in Deutschland ohne einschneidende Folgen. Warum aber könnte es ein Problem geben, wenn ein Mann seine Familie für einen Mann verlässt? Schwulsein ist doch gesellschaftlich anerkannt – auch in der Politik?

Politiker, die sich problemlos zu ihrer Homosexualität bekannt haben, gibt es genügend. Und das ist auch gut so. Ich denke also, dass es weniger eine Frage der sexuellen Orientierung ist, an der K. M. von Treunau letzten Endes scheitert, sondern die Tatsache, dass Wähler gerne wissen wollen, mit wem sie es zu tun haben. Nach seinem Outing passt er definitiv nicht mehr in die Schublade des korrekten Familienmenschen, in der er vorher steckte. Also muss er zumindest so lange weg, bis er in eine andere Schublade passt.

Wie ist Ihre Erinnerung an den Fall Barschel?

Tatsächlich kann ich mich gut an den Fall Barschel erinnern. Und da ich Verschwörungstheorien sehr unterhaltsam finde, gehe ich natürlich davon aus, dass es sich um keinen Selbstmord handelt. Ebenso, wie Marilyn um die Ecke gebracht wurde und Elvis heute noch lebt.

Ist eine tatsächliche Begebenheit, die wie der Fall Barschel auch noch so tragisch, unaufgeklärt und mit Verschwörungstheorien behaftet ist, eine geeignete Vorlage für einen "Tatort"?

Ich habe selten so ein spannendes Drehbuch gelesen, aber ich glaube nicht, dass sich zukünftig alle "Tatort"- Folgen an wahren Begebenheiten orientieren müssen.

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