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Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Interview mit Redakteur Christian Granderath
zur Tatort-Folge "Feuerteufel"
"Wir wollen etwas über das Land erzählen, in dem wir leben."

Wotan Wilke Möhring geht ab jetzt für den NDR auf Verbrecherjagd. Sender und Darsteller pflegen seit längerem eine erfolgreiche Arbeitsbeziehung. Inwiefern hat es Sie gereizt, einen "Tatort" für ihn zu entwickeln?

Wotan ist schlicht ein guter Schauspieler, wir haben ja bereits bei "Homevideo" sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Mit ihm kommt ein Vertreter einer Schauspieler-Generation, die jetzt auch für den "Tatort" immer wichtiger wird. Wir wollen mit seinem Rollenprofil ein Stück mehr Virilität in den "Tatort" bringen. Thorsten Falke ist jemand, der sehr impulsiv und zugleich emphatisch ist, auf der anderen Seite aber auch nicht unbedingt jemand, der stundenlang über die richtige Rollenverteilung zwischen Mann und Frau reflektiert. Er nimmt sein Mann-Sein an.

Möhring ist in diesem Jahr neben Schweiger der zweite prominente Neuzugang beim NDR "Tatort". Fürchten Sie nicht, dass nun ständig Vergleiche zwischen den beiden angestrengt werden?

Wotan Wilke Möhring und Til Schweiger sind unterschiedliche Männertypen – aber ich wüsste auch nicht, wen man nicht mit Til Schweiger vergleichen würde. Das kann nicht maßgeblich für Entscheidungen sein. Wir wollen unterhalten und gute Geschichten erzählen, mit starken Kommissaren, starken Schauspielern, starken Konflikten, und wir wollen etwas über das Land erzählen, in dem wir leben. Das sind Kriterien, die zählen.

Wie würden Sie Thorsten Falkes Stimme im Quartett der NDR "Tatort"-Ermittler beschreiben? Was ist seine ganz spezielle Tonart?

Falke ist streetwise, er weiß, was auf der Straße los ist und er hat ein Interesse für die Menschen, auf die er bei seinen Ermittlungen trifft und für die sozialen Hintergründe, die mit schwerkriminellem Verhalten in Verbindung stehen, er hat aufgrund seiner Herkunft ein Gefühl für gesellschaftliche Zusammenhänge. Das Ganze ist dabei nicht larger than life angelegt– was ja das Konzept bei Til ist – sondern es sollte geerdet sein durch das, was wir hier in der Wirklichkeit an Geschichten suchen und auch finden.

Tschiller ermittelt künftig in Hamburg, Borowski seit jeher in Kiel, Lindholm in Hannover. Drei der vier NDR "Tatort"-Ermittler sind also fest verortet, Falke dagegen nicht. Was ist für ihn geplant?

Falke hat seinen ersten "Tatort"-Fall in Hamburg gelöst, einen sehr besonderen Fall, in dem es um Autobrandstiftungen geht. Die gibt es nicht nur in Hamburg, sondern auch in Berlin, Köln und anderen Großstädten. Sein zweiter Fall führt ihn nun auf eine der ostfriesischen Inseln, dort agiert dann unser Polizisten-Trio Thorsten Falke, Katharina Lorenz und Jan Katz. Es ist ein wichtiger Bestandteil dieses Konzepts, dass wir ein Dreieck erzählen mit Falkes sehr gutem Freund Jan Katz und der neuen zunächst unterschätzen Kollegin Katharina Lorenz. Den dritten Fall drehen wir dann im Herbst – und wir werden jetzt natürlich noch nicht alles verraten, sondern einen Schritt nach dem andern manchen.

Mit den Autobränden greifen Sie ein nach wie vor aktuelles Thema auf ...

Ich wollte, dass wir etwas zu diesem Phänomen machen. Autobrände hat es in dieser Form früher nicht gegeben, sondern es ist ein recht neues gesellschaftliches Phänomen. Das bekommt man ja auch aus Frankreich mit, aus den dortigen Banlieues. Betreut von unserer Redakteurin Daniela Mussgiller hat Markus Busch dann diese Geschichte entwickelt. Auch wenn wir die Thematik ein bisschen differenzierter erzählen, ist es auf jeden Fall eine Erscheinung, die auch davon erzählt, dass die Schere zwischen Reich und Arm, Oben und Unten immer weiter aufgeht.

Sie haben die Dreierkonstellation in diesem "Tatort" bereits angesprochen. Wotan Wilke Möhring stehen Sebastian Schipper und Petra Schmidt-Schaller zur Seite. Sollen sich vor allem jüngere Zuschauer angesprochen fühlen?

Wotan Wilke Möhring und Sebastian Schipper sind zwar 68er-Kinder, aber immerhin auch schon Mitte 40. Petra Schmidt-Schaller ist noch einmal einiges jünger. Hinter ihrem Engagement stand nicht primär der Gedanke: Wie gewinnen wir neue, jüngere Zuschauer? Die drei sind eine spannende Konstellation. Natürlich machen wir mit diesem Konzept auch ein Angebot für Jüngere, aber das ist hoffentlich etwas, in dem sich Ältere ebenfalls wiederfinden.

Özgür Yıldırım, der Regisseur des ersten Films, ist aber eher den Jüngeren bekannt. Nach zwei vielbeachteten Kinofilmen gibt er hier sein TV-Debüt.

Das hat schlicht und ergreifend auch mit Nachwuchspflege zu tun. Özgür Yıldırım hat ja "Chiko" gemacht, zusammen mit der viel zu früh verstorbenen NDR Redakteurin Jeanette Würl, die auch bei "Homevideo" mit dabei war und mit der zusammen ich Wotan Wilke Möhring für den Tatort ins Auge gefasst hatte. Es ist Özgürs dritter Langfilm und sein erster "Tatort". Wir werden sicher auch in Zukunft mit ihm weiterarbeiten.

Mal angenommen, Sie würden heute ein Drehbuch für einen "Tatort" mit Thorsten Falke ausschreiben: Welche Stoffe suchen Sie? Was würde drinstehen in der Ausschreibung?

Es sollten in der Regel schon halbwegs geerdete, glaubwürdige Stoffe sein, Geschichten, die von von Menschen und ihren Abgründen erzählen. Sie sollten sich mit dem, was in unserer Gesellschaft vor sich geht, auseinandersetzen und natürlich spannend sein. Dabei ist natürlich auch wichtig, dass die Autoren unser Ermittler-Trio erzählen. An ihnen werden wir noch viel Freude haben.

In Ihrem Haus entstehen jetzt vier "Tatorte" und ein Polizeiruf. Sind Sie da versucht, mit dieser Vielfalt in Zukunft auch zu spielen und gelegentlich Bezüge zwischen den einzelnen Krimis herzustellen? Ist so etwas für Sie denkbar?

Was sich ergibt, ist immer abhängig von der Geschichte. Wenn es überzeugende Angebote gibt, wer weiß, was dann passiert? Lassen Sie sich überraschen.

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