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Tatort - Geburtstagskind - Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flücker) / © ORF/ARD/Daniel Winkler

Interview mit Schauspieler Boris Aljinovic
zur Tatort-Folge "Machtlos"

Für diesen Tatort wurden Herr Raacke und Sie über zwei Stunden von echten Kommissaren vernommen. Was war das für eine Erfahrung und wie hat sie Ihnen bei der Ausgestaltung Ihrer Rolle geholfen?

Ich traute mich das kaum zu fragen und war sehr überrascht, dass sie gerne darauf eingingen. Jedenfalls bereiteten sie uns geflissentlich vor. Man gab uns einen Fall, indem wir im Verhör einander deckende Täter spielen sollten, mit dem Ziel, so lange und gut wie möglich zu lügen. Dominic und ich trafen uns fast aufgeregt und sprachen uns ab. Nutzlos, am Ende waren wir überführt. Ich kann es im Einzelnen nicht beschreiben, aber ich habe das Gefühl, jeder normal geistig veranlagte Täter wird sich bei diesen Herren verstricken, am Ende weinend das angebotene Taschentuch annehmen um erleichtert zu gestehen, wissend, dass es nicht nur um Stubenarrest geht. Es sind eben Fachleute, die einen spüren lassen, das man lügt, die jede Lüge zu kennen scheinen, sich Zeit lassen, einen diesen Zweifel an der Aussage so lange spüren lassen, bis man fast dran erstickt und sich dabei fast nie über den Befragten erheben, sondern zudem für Vertrauen sorgen. Das war eine beeindruckende Kunst, von der wir für die Darstellung sicher profitiert haben und dankbar waren, dass wir sie hautnah erleben durften.

Gab es etwas, das Sie bei der Vorbereitung mit den Berliner Kommissaren besonders überrascht hat?

Der Vernehmungsraum war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Eine simple Schreibstube. Keine besondere Tür, kaum sichtbare Sicherheit, Tee und Kaffee neben den Pflanzen auf dem Kühlschrank der Schreibkraft. Es war ihr unspektakuläres Zimmer. Sie tippte und tippte, während der Verdächtige kaum ahnen kann, dass ein Stab von Spezialisten live mitlesen und Mitteilungen hereingeben kann, der sofort auf alles reagieren kann. Was ich aus dem Fernsehen mit Spiegelglas kannte, mit hoher Sicherheit oder gar martialischem Auftreten, das suchte ich vergebens. Die Kommissare machen es viel geschickter und vor allem so, dass die Staatsanwaltschaft eine brauchbare Ausbeute bekommt.

"Machtlos" besteht in weiten Teilen aus einer langen, streckenweise quälenden Vernehmungssituation. War das schauspielerisch herausfordernd?

Natürlich. Wann hatten wir das mit unseren Rollen je trainiert? Kommissardialoge wollen oft schnelle und coole Fragen stellen, wollen vielleicht noch ein bisschen Story beim Zuschauer fix unterbringen und vor allem die Handlung weitertreiben. Hier schrieb Klaus Krämer eine Situation, in der quälender Stillstand und hoffnungslose Ergebnislosigkeit herrscht. Deshalb legte er auch Wert darauf, dass wir die echte Polizeiarbeit genauer kennenlernen. Dass dieses Zusammentreffen, bei dem sein Drehbuch die Tür öffnete, weil sich die Polizei in dem Drama wiedererkennen konnte, so spannend wurde, konnten wir nicht ahnen.

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